Ein Wort. Es kann ein einziges Wort über das Leben, Gemütszustände, Sorge und Leid entscheiden. Ein einziges Wort. Eine Situation in der man es hört lässt sich wohl mit dem typischen „ich dachte das passiert immer nur anderen“-Satz abspeisen.
Bei mir ertönte dieses eine Wort letzte Woche. Es ist unglaublich, dass das gerade mal 10 Tage her ist. Mir kommt es wie Wochen vor.
Seinen Lauf nahm alles jedoch noch viel eher. Damals dachte ich, dass es schlimmer nicht geht. Eine Situation die unter anderen Umständen mit dem Tod eines Familienmitglieds hätte enden können. Ich dachte das Schlimmste wäre erst einmal abgewendet, als wir uns an einem Montagabend im August in der Notaufnahme wieder fanden. Die Ärztin, die in der Notaufnahme dienst hatte, teilte uns mit, dass es erneut Wasser in der Lunge gibt. Es war wohl kurz vor knapp, dass wir im Klinikum aufkreuzten. Die Nacht hätte sie eventuell nicht überlebt. Eigentlich begann an diesem Tag das Chaos in meinem Leben einzuziehen. Die Ärzte gingen aufgrund eines Klinik-Aufenthalts einem Monat zuvor davon aus, dass es vom schwachen Herz kommt. Sie verbrachte 2/3 Tage auf der Monitor Station. Eine Menge Fachwörter zogen ebenso in mein Leben ein. Das mitunter Erste war Pleurapunktion. Bei Recherchen diesbezüglich kam das erste ‚Mal die Angst Krebs auf. Man versuchte sich zu beruhigen. Es gibt viele Ursache die einen Erguss zwischen den Pleurablättern verursachen können. Als sie auf die normale Station verlegt wurde, wurde es besser. Die Ängst etwas weniger. Jeder Besuch im Krankenhaus war anstrengend. Man wollte ja auch nicht allzu viel vom dem Chaos im Leben mit ins Krankenhaus nehmen. Es ging ihr gut. Äußerlich war sie fit und wie immer. Fast schon zu quirlig für ein Krankenhaus. (Diesen Gedanken hatte ich oft auf der Monitor Station, verglichen mit den anderen Patienten, die dort lagen). Es gab viele Untersuchungen jedoch wenige Ergebnisse. Am Freitag Abend wurde eine Sonographie durchgeführt, die eine Ärztin mit einem „Das sieht nicht gut aus“ kommentierte. Leider waren dies die einzigen Worte dazu. Also war ein Wochenende abwarten angesagt. Auch am Montag und am Dienstag ging es nicht wirklich weiter. Die Ärzte schienen einen Verdacht zu haben. Den Bestätigten erfuhren wir dann am Mittwoch: Nierentumor.
Ich weiß nicht wie ich das schaffte – aber ich war irgendwie gefasst. Sehr viele Stunden Recherchen zum Thema vergingen bis ich irgendwann fähig war zu fühlen – die Angst, den Schmerz. In den nächsten Tagen wurde noch einmal punktiert, da das Wasser sich nach kurzer Zeit wieder neugebildet hatte. Nachdem das erste Mal ca. 2,5l abgezogen wurden, waren es diesmal immerhin schon wieder 1,5l. Sie sollte verlegt werde. Das Krankenhaus fühlte sich wohl nicht in der Lage weiterhin zu behandeln. So kam sie dann am Montag darauf in ein 50km entferntes Krankenhaus. Uns wurde mitgeteilt, dass dort eine Thoraxdrainage gemacht werden soll. Um den Tumor würde man sich danach kümmern, da sie derzeit auf Grund der Luftprobleme nicht narkosefähig war.
Im zweiten Krankenhaus gab es zumindest als Angehörige eher eine Verschlechterung. Es ist bis heute schwer möglich mit Ärzten zu reden, Auskünfte zu bekommen. Generell ist die Atmosphäre unfreundlicher und hektischer. Am Tag nach der Aufnahme im neuen Krankenhaus bekamen wir mit, dass am Mittwoch eine Pleurodese erfolgen sollte. Eine Operation trotz nicht vorhandener Narkosefähigkeit? Nagut – die Ärzte werden es schon wissen. Das Bangen am letzten Mittwoch war absolut nicht schön. Nicht nur bei mir kam die Angst auf, ob das mit dem Aufwachen nach der OP klappen würde. Zum Glück lief alles gut. Ob die Pleurodese erfolgreich war, wird sich erst in der nächsten Zeit sagen lassen.
Nun wird also gewartet. Auf Ergebnisse. Ergebnisse hatten wir auch in dieser Woche in schriftlicher Form vom ersten Krankenhaus erhalten. Der Entlassungsbericht enthielt vieles, dass wir nicht wussten. Es gab zB ein akutes Nierenversagen an dem besagten Freitag. Wurde nicht mal ihr mitgeteilt. Wahnsinn. Mittlerweile glaubt man alles nur noch so halb. Laut Bericht gibt es außerdem eine große Metastase und einige Dinge, die nicht richtig abgeklärt werden konnten, da die Nieren nicht gut genug arbeiteten um Kontrastmittel zu verabreichen.
Ich war beim warten. Man schwankt zwischen Hoffnung und Verzweiflung. Ich weiß nicht, ob man später nicht über die ungewisse Zeit froh sein wird. Derzeit kann ich die Angst immer wieder mal beseite schieben, da es einfach keine genaueren Fakten gibt. Der Zustand wird sich jedoch irgendwann nächste Woche ändern. Der Arzt geht wohl schon von Rippenfellmetastasen aus. Genaues werden die Gewebeproben zeigen. Wenn es allerdings so sein sollte, wäre es auf jeden Fall schon ein fortgeschritteneres Stadium. Aber die Hoffnung ist zumindest jetzt noch da. Eine zweite Meinung steht auch dringend auf der To-Do-Liste. Die Hoffnung, dass ein paar spezialisierte Ärzte mehr erkennen können, als ein paar Provinzler die vielleicht eine Hand voll Fälle im Jahr erleben.